TANKTEMPEL AWF 28 – DIE ARCHÄOLOGISCHE FÜHRUNG | DÜSSELDORF
Tanktempel
Die Doku
TANKTEMPEL AWF 33 - EINE ARCHÄOLOGISCHE FÜHRUNG
Führung: 01., 06., 07, 08. Mai 2022
Eintritt frei
Uhrzeit: jeweils 21:30 Uhr, ca. 50 Minuten
Ort: Mr. Wash, Möhlstr. 7 - 17, 68165 Mannheim
Die Autowaschfabrik 33 (AWF 33) ist einer der am besten erhaltenen Tanktempel Europas. Es handelt sich um eine antike Kultstätte zu Ehren der Automobilität, errichtet vermutlich im Jahr 8 des 21. Jhd. n.Chr. von unbekannten Baumeistern.
Auch wenn hier keine Rituale mehr ausgeübt werden, bitten wir Sie, sich an diesem Ort angemessen zu verhalten. Bitte verzichten Sie auf den Verzehr von mitgebrachten Speisen. Die Führung wird ca. 50 Minuten dauern.
Wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch das Zeitalter der fossilen Brennstoffe. Besichtigen Sie mit uns die sagenumwobene Autowaschfabrik 33, den TANKTEMPEL der Automobilisten!
Idee, Konzept, Texte: Thomas Reutter
Künstlerische Leitung, Regie: Antje Reinhard
Assistenz: Simonetta Zillhardt
Lichtgestaltung: Raimund Becker
Komposition: Paul Hafner
Videos: Thomas Reutter
Videoschnitt: Ute Schick
Schauspiel: Nawel Herbrechter
Butoh Choreographie, Tanz: Antonia Stäcker
Gesang: Antje Krause
Kurpfälzer Madrigalisten:
Pilger Peter Pack
TANKTEMPEL AWF 33
Wir begrüßen Sie zu unserem kurzen Rundgang (ca. 50 Min.). Bitte tragen Sie in der Tempelanlage angemessene Bekleidung und achten Sie die Würde des Ortes.
Aufrisszeichnung der gesamten Tempelanlage mit einer Kurzbeschreibung der Orte
DIE PHANTASTISCHE WELT DER AUTOMOBILISTEN
Das Gemeinschaftserlebnis - der Stau
Das Erlebnis der Gemeinschaft der Automobilisten war der Stau, das Aneinanderreihen von Fahrzeugen auf einer Straße. Er verlangsamte die Geschwindigkeit und gab den Reisenden das Gefühl von Beständigkeit und Entschleunigung. Große Staus konnten eine Länge von mehreren Kilometern erreichen. Die Menschen des frühen 21. Jahrhunderts waren wöchentlich, oft sogar täglich zu spontanen Aneinanderreihungen ihrer Fahrzeuge bereit, die zum völligen Verlust ihrer Reisegeschwindigkeit führten. Diese vermutlich rituelle Handlung konnte innerhalb von wenigen Minuten vollzogen werden oder aber auch über mehrere Stunden. Man nimmt an, dass die Reisenden eine tiefe Sehnsucht nach einem Innehalten auf der Straße verspürten. Staus konnten nur durch Autos gebildet werden. Andere Fortbewegungsmittel des Zeitalters fossiler Brennstoffe waren nicht zur Stau-Bildung fähig.
Eine Fläche, nur für das Auto - der Parkplatz
Ein Parkplatz war eine öffentliche Fläche, die eigens dem Automobil gewidmet wurde. Andere Gegenstände durften auf diesen öffentlichen Plätzen weder gelagert noch abgestellt werden. In vielen urbanen Räumen mangelte es an Parkplätzen. Oft waren sie minutenweise für Autos zu mieten. Die Frage, wer diese knappen Flächen zuerst für sein Auto nutzen durfte, führte mitunter zu Konflikten. Reisende fanden häufig nach Ankunft an ihrem Ziel über mehrere Minuten keinen Parkplatz und verlängerten ihre Reise deshalb spontan. In großen Gebäuden, die ausschließlich für das Abstellen von Autos errichtet wurden, hießen diese zu mietenden Flächen Stellplätze. Die Monatsmiete für einen Stellplatz im Parkhaus am Flughafen Frankfurt entsprach in etwa der Miete einer durchschnittlichen Wohnung für eine Person.
Ein Schutzhaus für das Automobil – die Garage
Menschen mit Automobilen bauten häufig ein Schutzhaus, das ausschließlich für ihr Auto bestimmt war, die sogenannte Garage (nicht zu verwechseln mit Autohaus). Das Auto sollte der Witterung nicht unmittelbar ausgesetzt werden. Insbesondere wollte man es vor Regen und Schnee bewahren, aber auch vor tätlichen Angriffen durch kultferne Personen. Die Garage sollte möglichst nah am Wohnhaus platziert sein oder sogar im Haupthaus integriert. Wohlhabende und reiche Menschen legten Wert auf repräsentative Häuser für ihre Automobile. Oft wurden sie an Weihnachten oder Ostern ebenso geschmückt, wie das Wohnhaus.
Die Initiation - das erste Automobil im Leben eines jungen Menschen
Wenn ein Mensch im Zeitalter der fossilen Brennstoffe heranwuchs, war es seine Aufgabe, sein erstes Automobil auszuwählen und zu erstehen. War er dazu (noch) nicht selbst in der Lage, bekam es der junge Erwachsene oft von seinem Vater geschenkt. Dieses freudige Ereignis teilten die neuen Besitzer auf öffentlichen Videoplattformen mit Menschen, die ihnen fremd waren. Frühe Aufnahmen aus dieser Zeit zeugen von einem ausgereiften Kult um das erste Automobil eines Mannes aber auch vieler junger Frauen. Der Erhalt des ersten Automobils sollte ein unvergesslicher Moment im Leben eines jeden Menschen werden. Zur Feier des ersten Autos wurde dem neuen Halter mitunter eine Torte in Form des Automobils oder mit dem Logo des Herstellers auf der Oberseite überreicht. Das belegen zahlreiche zeitgenössische Videodokumente.
Frühkindliche Erziehung: Liebe zum Automobil
Die Liebe zum Automobil wurde den Menschen des frühen 21. Jahrhunderts bereits im Kindergarten vermittelt. Es gab Kinderlieder, die das Auto besangen, eine breite Auswahl an passendem Spielzeug aber auch Sendungen und Kinderbücher, die das Auto unaufdringlich im Bewusstsein aller Kinder verankerten. Beim Eintritt in die Grundschule musste jedes Kind vor anderen Mitschülern mindestens 5 Autofabrikate nennen und fehlerfrei auf der Straße zuordnen können. Eine besondere Belohnung war es für jedes Kind, gemeinsam mit den Eltern im Inneren des Autos dem Reinigungsritual im Tanktempel beiwohnen zu dürfen.
Premiere 01.06.2022, Fotos Sananikone Chanthasene:
Presse
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03.05.2022
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02.05.2022
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Zukunfts-Szenario: Vielleicht irgendwann in hundert Jahren absolvieren Menschen in Mannheim eine archäologische Führung durch einen "Tanktempel" - eine uralte Autowaschanlage.
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28.04.2022
Von Nico Vialkowitsch
Performance in der Waschanlage: „Tanktempel AWF 33” in Mannheim - SWR2
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25.04.2022
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Industrietempel: Führung durch die Autowaschfabrik - Mannheim - DIE RHEINPFALZ